Neuroplastizität verbessern: Wie Yoga dein Gehirn gestaltet

Neuroplastizität verstehen

In der Welt der Neurowissenschaft gibt es ein faszinierendes Konzept namens Neuroplastizität. Es geht darum, wie unsere Gehirn sich im Laufe des Lebens verändern und anpassen kann. In diesem Blogpost werden wir zunächst Neuroplastizität definieren. Dann versuchen wir zu verstehen, wie sie funktioniert. Anschließend erkunden wir, warum Neuroplastizität wichtig ist und wir sie verbessern können.

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Definition

Neuroplastizität bezieht sich auf die Fähigkeit des Gehirns, sich als Reaktion auf interne oder externe Reize zu verändern. Neuronen (Nervenzellen) übermitteln Informationen zwischen einander. Dies geschieht durch chemische und elektrische Signale über Synapsen, die neuronale Netzwerke bilden.

Ein wichtiger Grundsatz der Neuroplastizität ist die sogenannte Hebb’sche Lernregel: Neuronen, die gemeinsam feuern, verbinden sich.

Diese Regel erklärt die Bildung und Stärkung von Gehirnverbindungen durch Wiederholung. Mit jeder Wiederholung einer Aufgabe wird das entsprechende neuronale Netzwerk im Gehirn stärker. Dies führt zu zunehmender Effizienz bei jedem erneuten Versuch.

Use it or lose it

Bei der Geburt hat jedes Neuron im Großhirn etwa 2.500 Synapsen (Verbindungen). Im Gegensatz dazu haben Erwachsene aufgrund Synapseneliminierung (auch synaptisches Pruning genannt) nur die Hälfte dieser Menge. Synapseneliminierung ist ein Prozess, bei dem ungenutzte Nervenzellverbindungen abnehmen. Währenddessen verstärken sich die Verbindungen, die häufiger genutzt werden. Wenn also ein bestimmter Bereich unseres Gehirns für einen längeren Zeitraum ungenutzt bleibt, können wir einen Rückgang der Funktion erleben, die in diesem Bereich gespeichert war. Dieses “Use it or lose it”-Prinzip ermöglicht es dem Gehirn, sich an seine Umgebung anzupassen.

Warum Neuroplastizität wichtig ist

Es gibt viele Vorteile von Neuroplastizität. Einer davon ist die Fähigkeit zum Lernen und neue Fähigkeiten zu erwerben. Somit wird ein kontinuierlicher, lebenslanger Lernprozess begünstigt. Darüber hinaus ermöglicht Neuroplastizität, bestehende kognitive Funktionen zu verbessern. Dadurch werden auch Problemlösungsfähigkeiten gestärkt. Sie fördert zudem die Widerstands- und die Anpassungsfähigkeit des Gehirns. Das trägt zum langfristigen kognitiven Wohlbefinden bei.

Neuroplastizität spielt auch eine wichtige Rolle bei der Rehabilitation nach Schlaganfällen und Hirnverletzungen.

Neuroplastizität ermöglicht es dem Gehirn, sich selbst neu zu organisieren. Es bildet neue neuronale Verbindungen während unseres gesamten Lebens... Indem du Neuroplastizität anwendest, kannst du im Grunde genommen das Gehirn 'umverdrahten' und 'festverdrahten', was dir hilft, größere Grade an Frieden, Gesundheit, Glück und Freude zu erreichen.

Leslie Riopel

Zwei Wege zur Verbesserung der Neuroplastizität

Neuroplastische Veränderungen werden durch Reize ausgelöst. Diese können aus internen oder externen Quellen stammen.

Extern gesteuerte Veränderungen

Bei Veränderungen, die von außen gesteuert sind, geht es hauptsächlich darum, dich neuen Erfahrungen und Herausforderungen auszusetzen. Hier sind einige Ideen, die du ausprobieren kanns:

Reisen

Kurze oder lange Reisen, egal wie weit entfernt, können eine großartige Möglichkeit sein, das Gehirn zu aktivieren. Sie helfen, aus dem Autopilot-Modus auszubrechen und die unbekannte Umgebung genau zu betrachten. Wenn du noch mehr Gehirn-Boost möchtest, versuche den Weg ohne den Navi oder Google Maps zu finden.

Fremdsprachen lernen

Wenn du versuchst, eine neue Sprache zu lernen, zwingst du dein Gehirn, sich an neue sprachliche Regeln, Vokabular und Töne anzupassen. Dies beeinflusst die Gehirnbereiche, die für die Sprachproduktion (Broca-Areal) und das Sprachverständnis (Wernicke-Areal) verantwortlich sind.

Das Erlernen eines Musikinstruments

Das Erlernen eines Musikinstruments kann ebenfalls große Auswirkungen auf Neuroplastizität haben. Es erfordert Hand-Augen-Koordination und feinmotorische Fähigkeiten. Es beansprucht auch die auditive Verarbeitung, das Gedächtnis und den emotionalen Ausdruck.

Körperliche Aktivität

Wenn du dich körperlich betätigst, sei es Sport, Yoga oder Tanzen, förderst du Neuroplastizität. Dabei werden deine motorischen Fähigkeiten, Koordination, Balance und räumliches Bewusstsein herausgefordert. Sport reduziert außerdem Stress, indem er den Galanin-Spiegel erhöht. Galanin ist ein Neuropeptid, d.h. eine Art Molekül, das von Neuronen zur Kommunikation verwendet wird. Es wird während des Sports freigesetzt und schützt Neuronen vor stressbedingten Schäden. Vermutlich lindert Glanin auch Angst, indem es Neuroplastizität aufrechterhält. Geringere Neuroplastizität ist nämlich mit Stress und Depression verbunden.

Intern gesteuerte Veränderungen

Intern gesteuerte Veränderungen umfassen Praktiken, die Neuroplastizität von innen fördern. Achtsamkeit und Meditation haben sich dabei als wirksame Werkzeuge erwiesen.

Achtsamkeit

Achtsamkeit bedeutet, dem gegenwärtigen Moment Aufmerksamkeit zu schenken. Sie trainiert das Gehirn, Gedanken, Emotionen und Empfindungen wahrzunehmen, ohne sie zu bewerten. Dies kann zu Veränderungen in Gehirnregionen führen, die für verschiedene Funktionen verantwortlich sind. Dazu gehören Selbstbewusstsein, emotionale Regulation und Stressmanagement. Auch Konzentration und Gedächtnis werden positiv beeinflusst.

Meditation

Meditation trainiert den Geist, sich zu konzentrieren und innere Ruhe zu kultivieren. Es gibt verschiedene Meditationsarten. Jedoch haben sie alle eine Gemeinsamkeit: das bewusste Lenken und Aufrechterhaltung der Aufmerksamkeit über längere Zeiträume. Regelmäßige Meditationspraxis trägt dazu bei, die Dichte der grauen Substanz in bestimmten Hirnbereichen zu erhöhen. Diese Bereiche sind mit Aufmerksamkeit und sensorischer Verarbeitung verbunden. Somit bietet Meditation potenzielle Vorteile zur Verbesserung kognitiver Funktionen und sensorischer Wahrnehmung.

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Yoga und Neuroplastizität

Asana, Meditation und Achtsamkeit

Yoga ist ein kraftvolles Werkzeug zur Förderung von Neuroplastizität, sowohl intern als auch extern:

  • Asanas fordern den physischen Körper heraus, verbessern Flexibilität, Kraft und Gleichgewicht. Sie stimulieren auch verschiedene Regionen des Gehirns, die mit der Bewegungskontrolle zusammenhängen, und tragen zur Stressresilienz bei.
  • Meditation fördert Konzentration und Aufmerksamkeit und verbessert Kognition. 
  • Achtsamkeit trainiert den Geist, im jetzigen Moment präsent und aufmerksam zu bleiben. Sie fördert auch Widerstandsfähigkeit und emotionale Regulation.

Pranayama

Pranayama verstärkt die neuroplastischen Effekte des Yoga weiter. Die Atemregulation aktiviert das parasympathische Nervensystem. Dies fördert Entspannung und reduziert Stress. Darüber hinaus synchronisieren die rhythmischen Atemmuster die Hirnaktivität. Dies fördert Integration über verschiedene Gehirnregionen hinweg. Das Praktizieren von Pranayama kann die Hirnaktivität in verschiedenen Bereichen verändern. Zum Beispiel, in Bereichen, die mit Emotionen verbunden sind, wie die Amygdala und der präfrontale Cortex. Gehirnscans zeigen auch eine verringerte Verknüpfung zwischen Hirnarealen, die mit Angst verbunden sind. Regelmäßige Pranayama-Praxis kann also Neuroplastizität fördern und zur Angstreduzierung führen.

Fazit

Beteilige dich an Aktivitäten, die dein Gehirn sowohl herausfordern als auch fördern. Dadurch kannst du dein volles Potenzial entfalten. Dieses Potenzial umfasst Wachstum, Lernen und Anpassung, was eine lebenslange Selbstentwicklung und kognitive Verbesserung ermöglicht.

Interessierst du dich für Yoga, Fitness und Persönlichkeitsentwicklung? Ich auch! Versuchst du Kinder und Beruf unter einen Hut zu bekommen? Ich auch! In meinem Blog schreibe ich über all diese Themen (und darüber hinaus!) und versuche berufstätigen Eltern zu helfen, Energie, Stärke und Balance im Leben zu finden. 

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